Ein Jahr danach: Neues vom RÖMISCHEN RITTEREin Jahr nachdem der Römische Ritter die Werke Wilhelm Hofelichs in meiner Auktion entdeckte und sich in die Kunst dieses deutschen Malers verliebte, hat er zwar keine Hofelich-Ausstellung organisiert, aber er schuf dennoch etwas wunderbares, etwas bleibendes: Sein ganz persönliches "HOFELICH-MUSEUM"! Er baute ein neues Bürohaus; und in allen Räumen hängen nun die Gemälde Wilhelm Hofelichs einheitlich gerahmt in dezenten, speziell kreierten Rahmen aus Kastanienholz. Optimal platziert und beleuchtet entfaltet jedes einzelne seine Wirkung. Die Monumentalwerke, für die ich keinen Platz hatte, dominieren Konferenz- und Chefzimmer. Der Römische Ritter verwandelt sich - wie er mir schrieb - nur allzu gern in den Hüter des Hofelich-Museums, der des nachts, wenn die Angestellten längst zu Hause sind, durch die Räume geht und Wilhelms Gemälde betrachtet. Den großen Gletscher aber, dieses unvergleichlich kraftvolle Meisterwerk Hofelichs und unser beider Lieblingsbild, hat er von seinem Schreibtisch aus stets vor Augen.
Von meinen ausländischen Hofelich-Freunden ist der Römische Ritter derjenige, mit dem sich der intensivste Kontakt entwickelt hat. Beide sind wir kommunikativ und nahezu exzessiv schreibfreudig. Wir haben gemeinsame Interessen, einen sehr ähnlichen Humor und eine Vorliebe für alles Fantastievolle und Kreative. Nicht erst seit einer persönlichen Begegnung in Rom gehören die täglichen, besser gesagt nächtlichen Emails, denn der Ritter ist ein Nacht-Mailer, zu den mir liebgewordenen kleinen Freuden des Alltags. Der Austausch über Vater und Sohn Hofelich nimmt in unserer Korrespondenz breiten Raum ein. Obwohl der Römer vorrangig Wilhelm, dem Sohn zugetan ist, ich hingegen die Gemälde des Vaters bevorzuge, reizte es den Ritter zunehmend, auch ein Gemälde Ludwig Hofelichs zu erwerben. Aber es sollte hell und licht sein, keines derjenigen Werke Ludwigs, die seine Schwermut offenbaren. Im Herbst 2005 entdeckte ich bei einer gezielten Suche nach Hofelich-Werken im Internet ein wunderschönes, großformatiges Meisterwerk Ludwig Hofelichs, das in einem deutschen Auktionshaus zur Versteigerung kommen sollte. Dargestellt war eine Herbstlandschaft bei München, aller Wahrscheinlichkeit nach Bernried, das hübsche, kleine Dorf am Starnberger See, wo Ludwig Hofelich nahezu sein halbes Leben verbrachte und Wilhelm geboren wurde. Ich kenne viele Herbstmotive Ludwig Hofelichs, dunkle, wolkenverhangene Landschaften, dieses Bild jedoch war lichtdurchflutet, hell und freundlich. Daher war ich mir sicher, dass es dem Römer gefallen würde. Und in der Tat, er war sofort Feuer und Flamme, sowohl vom Motiv als auch von meiner Bereitschaft, das Gemälde für ihn zu ersteigern.
Nie zuvor hatte ich an einer Auktion teilgenommen, brannte aber durchaus darauf, diese Erfahrung zu machen. Der Römer schrieb mir: "Nelle aste bisogna avere sangue freddo e velocità di decisione." Ja, das war mir klar, ich würde kaltes Blut brauchen und Schnelligkeit in der Entscheidung. Ersteres Kriterium erfülle ich nicht, deshalb bat ich einen auktionserfahrenen, "kaltblütigen", befreundeten Kunstsammler, mich zu begleiten.
Mein Auftraggeber schickte mich mit einem spektakulären Limit ausgestattet in die Versteigerung, in die Schlacht, wie er es nannte, bat mich siegreich zurückzukehren und ihm dann unbedingt zu schildern, was ich während der Auktion erlebt hatte.
Am Morgen nach der aufregenden, schlaflosen Auktionsnacht erstattete ich dem Römischen Ritter sofort Bericht. Noch aufgewühlt vom Erlebten schrieb ich ihm eine Email in völlig unzulänglichen Italienisch, von der er jedoch derart begeistert war, dass er mich bat, sie ins Netz zu stellen. Alle Hofelich-Liebhaber sollten, wie er meinte, von der "Rettung" des Gemäldes erfahren.
Das möchte ich hiermit tun, nachdem der römische Freund die Fehler korregiert und einiges zum besseren Verständnis ergänzt hat.
Caro amico,
ieri, quando io e Günter siamo arrivati all'asta, erano le sei del pomeriggio e la vendita era in pieno corso. Ma c'era tutto il tempo per dare un'occhiata intorno, perché il dipinto, cioè il nostro obiettivo, aveva il numero 1091 e, giusto allora, il battitore stava proponendo i lotti numero 740/750.
Ma volevo, dovevo vincere quel dipinto!
Allora ho piantato gli occhi, fervidi e fieri, sul Sig. R. che, sorpreso e interdetto ad un solo metro davanti a me, è rimasto bloccato per almeno due secondi: giusto il tempo perché Günter, strattonato più volte, potesse riprendersi e, finalmente, rialzare quella benedetta paletta numero 290, il mio numero, il mio vessillo in battaglia.
Finalmente, raggiunta la vetta degli 820 euro, il nemico si arrende, il drago feroce, ferito a morte, abbandona la lotta. La vittoria è nostra, il quadro è salvo!
Un abbraccio, Die Antwort des Römers / La risposta del Romano: Mia amica,
il tuo racconto è emozionante e meraviglioso. C'è tutta la tua indole, è quasi fisico. Leggendolo io posso vederti: tremante nell'animo ma fiera nell'aspetto, determinata a sconfiggere il Drago cattivo ad ogni costo, Stavi nel bel mezzo del campo di battaglia. Gli occhi azzurri fermi sul dipinto, quasi per impedire a chiunque di avvicinarlo. E sono occhi che possono ben spezzare la furia di un drago. Poi quel tuo destriero, Günter, si piantava e, fermo sugli zoccoli, non voleva più correre. Così, in un balena, hai sconvolto tutti i piani e preso di sorpresa il nemico: prima con una occhiata rapida e feroce hai gelato il banditore, poi con la mano destra hai picchiato sul fianco di Günter costringendolo al galoppo. E via così, una corsa sfrenata, inafferrabile, verso il dipinto. Un rapido gesto e il quadro era già sulla tua sella, stretto tra le tue braccia, salvo e lontano da ogni pericolo. A quel punto, nella sala, ai poveri draghi non restava che piangere.
Un abbraccio, Hier nun eine sinngemäße Übersetzung ins Deutsche. Erklärend möchte ich hinzufügen, dass es dem fantasievollen Römischen Ritter gefällt, in Bietkonkurrenten die bösen Drachen aus dem Reich der Fabel zu sehen. Die Waffe, sie zu töten, ist die jeweilige Summe Geldes, die man bereit ist einzusetzen. Lieber Freund, als ich gestern mit Günter gegen 18:00h im Auktionshaus eintraf, war die Versteigerung bereits in vollem Gange. Aber es blieb uns noch genügend Zeit uns umzuschauen; denn unser Gemälde hatte die Nummer 1091 und der Auktionator war gerade dabei, die Nummern 750/760 auszurufen.
Zunächst saßen wir für ein paar Minuten in der letzten Reihe, da es Günter vorzog, das Geschehen von dort aus zu beobachten. In der Tat, kann man von dieser Warte aus den ganzen Saal überblicken und Verhalten und Strategie möglicher Gegner studieren.
Dann war es soweit, zwei Assistenten trugen unser schönes Bild herein, Ludwigs Meisterwerk, dessentwegen ich gekommen war und das es vor den begehrlichen Kunsthändlern zu retten galt.
Wie ein Sturm brach die Bietschlacht los, hart und sehr schnell. Der Preis schoss rasant in die Höhe;
Nur eins war wichtig, ich wollte, ich musste dieses Bild gewinnen! Ich warf dem Auktionator, der nur etwa einen Meter vor mir stand, einen flehentlichen Blick zu, und überrascht stockte er für zwei Sekunden. Genügend Zeit für Günter, meine Tafel wieder hochzuhalten und den Kampf fortzusetzen. Jetzt ging es ohne Unterbrechung Schlag auf Schlag, der Auktionator kam gar nicht mehr dazu, "Zum ersten..." auszusprechen. Endlich, bei einem Preis von 820,00 Euro gab der "Feind" auf, der "böse Drache" war besiegt, das Bild war unser! In dem Moment, als ich begriff, dass ich das Gemälde für dich gerettet hatte, mein lieber Freund, begann ich zu zittern wie Espenlaub, vor allem konnte ich meine Hände nicht ruhig halten. Der Händler neben mir, der alles miterlebt hatte, fragte: "Sie haben Ihr Limit wohl sehr weit überschritten, oder? Aber das Gemälde ist wirklich wunderschön, der Preis ist völlig gerechtfertigt." Dieser Mann konnte nicht wissen, dass ich mit einer magischen Lanze gekämpft hatte, extra gemacht, um böse Drachen in Auktionen zu erlegen. Diese Lanze, geschmiedet von einem Riesen, einem Römischen Ritter, der bei allen meinen Schlachten gegenwärtig ist, auch wenn man ihn nicht sieht.
Sei umarmt, 06/02/2013 |